Friday 11 May 2007

Nagarkot

Ein neues Wochenende und natürlich ein neuer Plan. Nach einem missglückten Versuch letzte Woche nach Nagarkot zu kommen (Maoisten hatten eine Demonstration begonnen und eine Blockade aus brennenden Reifen errichtet) habe ich es wieder versucht, diesmal mit meinem neuen Mitbewohner, dem Schweizer Andi, der auch für drei Monate bei uns wohnt.

Nagarkot ist ein Dorf nordöstlich von Kathmandu und eigentlich leicht mit dem Bus zu erreichen. Es ist auch bei Nepalis bekannt und beliebt für die steile Straße die dorthin führt und die umwerfenden Aussichten auf den Himalaja, wenn man einmal da ist. Das konnten wir nicht verpassen… Wir begannen nicht zu früh indem wir zum Kathmandu Busbahnhof in Ratna Park liefen. Das dauert ungefähr eine halbe Stunde und wir dachten, dass wir ja noch lange genug sitzen würden. Schließlich war mein Hauptgrund nach Nagarkot zu fahren ja, aus der Stadt herauszukommen und ein bisschen zu laufen. Wir hatten ja keine Ahnung…

Einen Bus in Ratna Park zu bekommen ist schwierig. Es gibt mindestens 30 verschiedene und alle fahren in verschiedene Richtungen und alle sind markiert. Kein Problem, wenn sie nicht in Nepali markiert wären. In nepalesischer Schrift. Es ist ein sehr merkwürdiges Gefühl, plötzlich Analphabet zu sein. Also standen wir da, bis ein Nepali mit einem guten Herzen Mitleid bekam und fragte, ob er uns helfen könne. Und nach nur drei weiteren waren wir endlich im Bus und hatten sogar Sitzplätze ergattert!

Unser erster Bus sollte uns nach Bhaktapur bringen, wo wir umsteigen und einen zweiten Bus nach Nagarkot nehmen sollten. Auf halber Strecke nach Bhaktapur wurde unser Bus angehalten. Mit halbem Ohr hörten wir, dass es eine Straßenblockade gäbe und wir ein wenig laufen müssten. Und das taten wir. Einige große Busse waren quer auf der Straße abgestellt, so dass kein Verkehr durchkam. Bei einigen waren alle Fensterscheiben zerschlagen. Die einzige Möglichkeit, vorbei zu kommen, war zu laufen. Wir kamen an fünf weiteren Blockaden vorbei. Dann sahen wir den Maoistenmob oben auf einem kleinen Hügel über uns stehen. Und dann kamen sie heruntergerannt, jagten einen Einzelnen, den sie zu Fall brachten und verprügelten, bis schließlich die bewaffnete Polizei es für nötig hielt, einzugreifen. Man sollte nicht auf sie vertrauen, wenn nicht unbedingt nötig. Nachdenklich machten wir uns weiter auf den Weg und kamen an ein paar anderen Bussen vorbei, bis wir das Ende der Blockade erreicht hatten. Wir stiegen in einen zweite Bus und waren froh, so viel Straße wie möglich zwischen und die Maoistenhaufen am Straßenrand zu bekommen.

Natürlich stiegen wir zu früh aus. Das bedeutete, dass wir noch mehr laufen mussten. Wir liefen, bis wir von der Polizei angehalten wurden, die uns fragten, wo wir den hinwollten. Es stellte sich heraus, dass wir gerade unseren Abzweig verpasst hatten und ein bisschen zurücklaufen mussten, bevor wir abbiegen und eine weitere Straße in der glühenden Hitze zur nächsten Bushaltestelle gehen konnten. Gerade als wir die Straße nach Nagarkot erreicht hatten, machte mein Kreislauf schlapp. Irgendwie habe ich jemanden finden können, der auch nach Nagarkot wollte und uns zum Bus brachte und ohne viel zu sehen, stolperte ich hinterher. Eine Cola und ein bisschen Schatten später ging es mir wieder gut.

Als wir endlich nach Nagarkot kamen, war alles neblig und staubig, so dass wir eben so gut im Kathmandu Tal gewesen sein könnten. Keine Berge in Sicht, aber der Blick war trotzdem umwerfend. Wir fanden ein Cafe (das Spezialitäten wie Berger und Pickel auf der Speisekarte hatte) und ließen uns dann für eines der diversen Hotels anwerben (das am weitesten weg war natürlich). Wir bekamen ein sauberes Zimmer mit Aussicht über ein sehr hübsches Tal (und Berge, die hinter Wolken versteckt blieben) und amüsierten uns über das halbfertige Hotel (dessen obere Stockwerke fehlten). Dann machten wir uns auf zu einem kleinen Abendspaziergang durch das Dorf. Eines der bemerkenswerten Dinge in Nepal ist, dass man immer etwas Unerwartetes findet. Während wir eine kleine Straße entlangliefen, auf keine andere Seele weit und breit zu sehen war, wurden wir plötzlich von jemandem angesprochen, der uns Poster von Nagarkot verkaufen wollte. Und dann fanden wir eine winzige Kneipe irgendwo im Nirgendwo. Nur den Tempel, den wir eigentlich suchten, fanden wir nicht und machten stattdessen künstlerische Fotos. Die natürlich nicht so wurden, wie wir es wollten, da es mittlerweile dunkel wurde.

Am nächsten morgen standen wir früh auf. Um fünf Uhr waren wir unterwegs um den Sonnenaufgang auf einem Aussichtsturm ungefähr eine Stunde entfernt zu bewundern. Die Sonne ging an diesem Tag nicht richtig auf und es war sehr neblig, aber trotzdem wunderschön. Der Aussichtsturm war hinter einem Armeecamp, das gerade am Erwachen war. Es war ein seltsames Gefühl auf diesem Aussichtsturm zu stehen und nichts zu sehen, aber zu wissen, dass die höchsten Berge der Welt direkt dahinter zu sehen sind. Nach einer Weile liefen wir zurück ins Dorf um zu frühstücken (Porridge, Eiersandwich und warmer Schokoladenkuchen!). Lauter kleinere Armeegrüppchen kamen uns entgegen und machten Frühsport. Einige sangen dazu sogar, wie Captain Jack in den Neunzigern. Dann warteten wir auf den Bus, der uns ein bisschen weiter ins Tal bringen sollte. Von dort aus wollten wir zu einer weiteren Weltkulturerbestätte gehen, dem Tempel von Changu Narayan. Während wir warteten sahen wir im Tal unter uns ein weißes Pferd. Ich denke, die müssen ihm sein Horn geklaut haben, es sah genau wie ein Einhorn aus.

Wir liefen von einem Ort namens Telkot (de auch noch einige andere Namen hat, hier in Nepal haben viele Dörfer mehr Namen als Häuser). Die Busfahrt dorthin war lustig, beschallt von indischer Popmusik, zwischen Menschen, Tieren, Nähmaschinen, Körben und Rucksäcken. Die Wanderung allerdings war wunderbar. Der Weg war leicht zu finden, die Menschen umwerfend freundlich (auch wenn wir nicht alles verstanden, was sie uns sagen wollten) und die Aussicht ist wunderschön. Wir bekamen eine Enladung, einen heiligen Mann zu besuchen, der nur ein wenig ab vom Weg lebt und so treffen wir auf Kali Baba.

Kali Baba ist ein kleiner, alter Mann mit schwarzen Kleidern und einer blauen Polyesterweste, der irgendwie wie der jüngere Bruder von Bob Marley aussieht. Er hat Rastazöpfe bis in die Kniekehlen und lebt von nur drei Dingen: Kartoffeln, Chips … und joints. Sein halber Garten besteht aus Hanfpflanzen. Er sitzt unter einem Baum, der angeblich das Gesicht vom Lieblingsgott der Nepalis zeigt: vom elefantenköpfigen Ganesh. Er sagt, der Baum sei 500 Jahre alt und das kann gut stimmen. Der Baum ist wunderschön. Er hat eine Höhle die eingewachsen ist und einige Halbedelsteine die von der Rindes des Baumes umschlossen werden. Kali Baba zeigte uns erstmal ein Krankenhaus im Tal, das von Deutschen geleitet wird und lud uns dann in sein Haus ein, ein kleines rundes Backsteinhüttchen mit weder Fenstern noch einem Schornstein aber einem Feuer in der Mitte. Er benutzte einige natürliche Duftpflanzen um noch mehr Rauch zu machen so dass ich zu Husten begann. Wir lehnten seinen Vorschlag einen mit ihm zu rauchen dankend ab und ließen ihn weiter machen, was auch immer er macht. Der Ort ist sehr heilig bei den Einheimischen und es war ein stetiges Kommen und Gehen von Besuchern.

Wir liefen weiter und kamen endlich zur Tempelstadt Changu Narayan. Die Hitze hatte mich wieder einmal erwischt, so dass ich nicht mehr viel mehr tun konnte, als mich in ein Cafe zu setzen, eine kalte Cola zu trinken und sie Aussicht zu genießen. Andy lief umher und machte Fotos, und bekam sogar eine Gratistour, die ich sehr gerne mitgemacht hätte. Wir trafen einige Männer aus Kathmandu, die uns anboten, uns mit zurückzunehmen und uns sogar noch ihren Tempel im Norden der Stadt zu zeigen, bevor sie uns nach Hause fuhren, müde, aber voller neuer Geschichten.


Another weekend, another plan. After one failed attempt to reach Nagarkot the week before (Maoists had started a demonstration and erected a blockade of burning tyres) I tried again, this time in the company of my new housemate, Swiss Andy who stays for three months.

Nagarkot is a village to the North-East of Kathmandu, easily reachable by bus. It is most famous and popular, also with Nepalis, for the steep ascent to get there and the magnificent views of the Himalaya once you are there. We couldn’t let this one go… We started not too early by walking to the Kathmandu Bus Station of Ratna Park. This takes around half an hour and we thought it would be nice to walk a little before sitting on the bus for a while. After all, my main reason of going to Nagarkot was to get out of the city and walk a little. Little did we know…

Getting a bus in Ratna Park is tricky. There are at least thirty of them, all going in different directions, and all marked. So far so good if they weren’t marked in Nepali. With Nepali writing that is. It is a very strange feeling being illiterate all of a sudden. So we stood there until some Nepali with a big heart came and asked if he could help us. And after asking only three more we finally were on the bus, and even managed to get seats! So we set off.

Our first bus was supposed to take us all the way to Bhaktapur, where we should get another one, this time to Nagarkot. About halfway to Bhaktapur our bus was stopped. We overheard some fragments that there was a blockade on the road so that we had to walk a little. And so we did. There were big buses parked across the road so that there was no traffic going though. Some had all the windows smashed. The only way of getting past was walking and walking we did. We came past five more bus blockades. Then we saw a Maoist mob on the hill above us. And then they were coming down, chasing and bringing down one guy which they beat until the armed police finally thought it time to slowly walk down the hill to interfere. Never rely on them if you mustn’t! Thoughtful, we made our way further up, passed a few more buses until we came to the end of the blockade. We got on another bus and were happy to get as much space between us and the Maoist mobs along the street as possible.

Off course we got off the bus too early. This meant even more walking. We walked until we got stopped by the police and asked where we were going. Turned out we had gone too far anyway so we just got asked at the right place. Up another road in the blistering heat. Just when we made it to the road to Nagarkot my blood circulation collapsed. Not seeing where I went I managed to find someone who also wanted to take the bus to Nagarkot and showed us the stand. A coke and some rest later all was fine again.

When we finally made it to Nagarkot all was steamed up and dusty so we might as well have been somewhere in the Kathmandu valley. No mountains in sight but the view was still stunning. We found a place to eat (the menu included specialities like Bergers and Pickel…) and afterwards let ourselves be taken to one of the hotels (of course the one furthest away). We got a room overlooking a very nice valley (and mountains, which remained obscured by clouds the whole time) and were amused by the half-build hotel (it was missing the upper storeys). Then we set off for a little evening walk around the village. One of the intriguing things about Nepal is that you will always find something unexpected. So while we were walking along a little dirt road with no other living soul around, we were approached by someone who was trying to sell us posters of Nagarkot. And we found a tiny pub in the middle of nowhere. We didn’t find the temple we were looking for, though, so we ended up just trying to take fancy pictures. They naturally didn’t come out the way we wanted them, because it was already getting dark.

We had an early start the following morning. At five o’clock we got up to see the sunrise from the view tower about an hour away. The sun didn’t really rise that day and it stayed foggy all the way but nevertheless it was beautiful. The view tower was behind an army camp that was just about to wake. It was a strange feeling standing on the tower, knowing that there were the world’s highest mountains not far away and not seeing a bit of them. After a while we walked back to the town to have breakfast (porridge, egg-sandwich and hot chocolate cake!). There were loads of little army groups doing some jogging in the morning. Some even sang along just like Captain Jack in the nineties. Then we waited for the bus to take us a bit further down the road. We had planned to visit another one of the great world heritage sites, Changu Narayan Temple. While we were waiting for the bus we saw a white horse grazing on a field below us. I think they must have cut off its horn; it looked just like a unicorn.

We walked from a little village called Telkot (which also has a range of other names, not unusual for Nepal that there are more names than houses). The tour on the bus to get there was fun, serenaded by local pop music and among people, animals, sewing machines, baskets and rucksacks. The walk however turns out beautifully. The path was easy to find, the people were amazingly nice (even though we don’t always understand what they are saying) and the views were stunning. We got an invitation to go and visit a holy man that lives just a little off the path and so we got to meet Kali Baba.

Kali Baba is a small, old man in black sheets and a blue polyester vest who looks like Bob Marleys younger brother. He has rasta braids to his knees and lives of only three things: potatoes, crisps… and joints. Half his garden consists of hemp plants. He sits underneath a tree that allegedly shows the image of the Nepali’s favourite god – elephant-headed Ganesh. He says the tree is about 500 years old and that might just as well be true. It is beautiful. It has a cave grown into it and some stones are enclosed by the tree’s bark. Kali Baba first showed us a German-run hospital in the valley below, then invited us to his home, a small round brick house with no windows or chimney but a fire in the middle. He used some natural incense to produce some more smoke that made me cough. We declined the offer to have a little smoke with him and left him to do whatever it is he does. The place was very holy with the locals and there was a frequent coming and going of visitors.

We walked on and finally came to Changu Narayan, the beautiful temple town. The heat had taken its toll on me so that I was not able to do much more then sit down in a café, drink a cold coke and enjoy the view. Andy walked about, took pictures and even got a free tour which I’m very sorry to have missed. We met some men from Kathmandu who offered to take us all the way back to Kathmandu and even showed us their temple far up in the north before bringing us home, tired but full of stories.

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